Nach Dietrichs Tod war es seine Tochter Elisabeth Dahlkötter, die das Familienerbe antrat. Gemeinsam mit ihrem Mann Heinz führte sie die inzwischen fest etablierte Gaststätte über mehrere Jahrzehnte hinweg. Und der Erfolg hielt an. Im Jahr 1970 übernahm schließlich der damals 26-jährige Wolfgang Franke das Nordstädter Kult-Restaurant. Nach und nach schuf er die „Gaststätte Kaiser“, die wir heute kennen: Er vergrößerte die Gastfläche, die bis dato nur aus dem Schankraum bestand und erweiterte das Angebot. Whisky und gediegenere Speisen kamen hinzu – das urige Flair blieb.
Doch nicht nur kulinarisch gab er dem Lokal ein neues Gesicht. Mit ihm entwickelte sich auch die eine oder andere Tradition. Ein Highlight: Der alljährliche Vatertag am Leibniztempel mit nostalgischem Fassbieranstich. Und wie wurde der edle Gerstensaft an Ort und Stelle gebracht? Natürlich mit dem wohl ungewöhnlichsten Gefährt der Stadt – dem elektrischen Golfauto der Familie Franke. Und auch Wolfgang Frankes berühmte „Gästereisen ins sozialistische Ausland“ und seine kulinarischen Themenabende wurden bald feste Termine für viele seiner Gäste. Seit vielen Jahren treffen sich nun schon die unterschiedlichsten Vereine und Stammtische in der Schaufelder Straße, darunter der Mah Jongg Club Hannover, die Hannoverschen Bibliophilen, die Fotocommunity der Stadt und der Talpa‘89 e.V.
Und auch in der jüngsten Stadtgeschichte spielte die „Gaststätte Kaiser“ eine Rolle. Nachdem es während der Chaostage 1995 zu Straßenschlachten um das besetze Sprengelgelände gekommen war, konnte der Konflikt schließlich an den Tischen von Wolfgang Franke beigelegt werden. Wie viel Bier dabei geflossen ist? Das wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben.
Im Jahr 2008 zog schließlich der neue Pächter Zurab Mikava in die fast schon historischen Räumlichkeiten – und führt die „Gaststätte Kaiser“ seitdem in bisheriger Tradition weiter. Auf dass noch zahlreiche weitere Geschichten und Traditionen hinzukommen.